Die Digitalisierung der Gesellschaft ist die Folge der sogenannten digitalen Revolution, die im ausgehenden 20. Jahrhundert ihren Beginn nahm und auf den technischen Wandel zugunsten von Computer und Internet zurückzuführen ist. Gesellschaftlich relevant ist die digitale Revolution vor allem deshalb, weil sie einen radikalen Umbruch in der Art der Kommunikation zwischen Menschen mit sich brachte. Ein überwiegender Teil des Datenaustausches findet heute auf digitalem Wege, das heißt über die virtuelle Welt des Internets statt, was zu erheblichen Veränderungen im gesellschaftlichen Umgang der Menschen miteinander führte.
Seit etwa zehn Jahren wird auf wissenschaftlicher Ebene eine intensive Diskussion darüber geführt, ob die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Leben des Einzelnen überwiegend positiv oder negativ zu bewerten sind. Der Computer ist heute für einen Großteil der Menschen, insbesondere in den westlichen Industrienationen ein selbstverständliches, mitunter sogar notwendiges Werkzeug, das auf beruflicher und privater Ebene einen hohen Stellenwert genießt und in der wissenschaftlichen, politischen und pädagogischen Entwicklung eine wesentliche Rolle spielt.
Das Verhalten jedes Menschen mit regelmäßigem Zugang zu Computer und der virtuellen Datenwelt hat sich seit Beginn der digitalen Revolution stark gewandelt. Neue Kommunikationsmöglichkeiten, berufliche Anforderungen und veränderte gesellschaftliche Codizes brachten unzählige Chancen, das Internet birgt jedoch durch den teilweise undurchsichtigen Datendschungel und die Schnelllebigkeit von Informationen auch viele Gefahren für die Sicherheit und Gesundheit des Einzelnen.
Das Privatleben mit dem Internet
Die meisten Menschen empfinden die internationale Vernetzung über die Online-Welt als großen Vorteil, denn sie eröffnet auf privater Ebene unzählige Vorteile. Im Internet abrufbare gebührenfreie Kommunikationsprogramme verdrängten in den letzten Jahren teure, auf internationaler Ebene für viele Menschen kaum leistbare Telefongebühren.
Heute können in der Welt verstreute Familienmitglieder sowie aus beruflichen Gründen räumlich getrennte Lebens- oder Ehepartner, Freunde und Bekannte über Kommunikationsmittel wie Skype, Facetime und soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder MySpace einfach und ohne großen Aufwand in regem Kontakt bleiben, wenn sie Zugang zu einem Computer mit Internet-Anschluss besitzen. Private Informationen jeder Art können in Form von Videos, Filmen oder Bildern über Plattformen wie Youtube oder Tumblr ausgetauscht werden. Der hohe Stellenwert der sozialen Netzwerke brachte jedoch nicht nur Vorteile, sondern auch ein verändertes Verhalten der Nutzer mit sich.
Um ein Sozialleben aufzubauen, war es noch vor zwanzig Jahren unumgänglich, Menschen zu treffen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Durch die Online-Netzwerke muss man heute nicht mehr zwangsläufig das Haus verlassen, um in Kommunikation mit Mitmenschen oder in Kontakt mit der Außenwelt zu treten. Allerdings handelt es sich bei dem regen Austausch über Facebook und andere soziale Netzwerke in den meisten Fällen um bruchstückhafte Informationen, die für stabile zwischenmenschliche Beziehungen weitgehend belanglos sind. Vor allem Kinder und Jugendliche sind daher gefährdet, in eine soziale Ersatzwelt zu fallen, der jeglicher zwischenmenschlicher Kontakt abhandengekommen ist. Dies wirkt sich sowohl auf die soziale Kompetenz als auch auf das psychische Befinden aus.
Schleichende Vereinsamung und soziale Entfremdung
Wenn Menschen Freundschaften nur über den Computerbildschirm pflegen, führt dies zwangsläufig zu einer schleichenden Vereinsamung. Junge Menschen wachsen in einem sozialen Klima auf, das zunehmend von sozialer Entfremdung und Isolation vor dem Bildschirm geprägt ist. Viele Jugendliche entwickeln daher ein asoziales, mitunter aggressives Verhalten und empfinden es als große Herausforderung, sich gesellschaftlichen Regeln und Anforderungen wie etwa in der Schule anzupassen.
Auch die virtuelle Welt selbst wird zunehmend aggressiver und gefährlicher. Seit der Nutzung von sozialen Netzwerken werden immer mehr junge Menschen Opfer von Cyberbullying, das in vielen Fällen zu schweren Depressionen bis hin zu Selbstmord führt. Problematisch ist zudem, dass Kinder und Jugendliche im Internet Gefahr laufen, mit Menschen in Kontakt zu treten, die deren Unerfahrenheit und Mangel an menschlicher Urteilskraft ausnutzen. Die oft folgenschwere sexuelle Belästigung, die viele Minderjährige über soziale Netzwerke erfahren, ist heute eine unter dem Begriff Cybergrooming bekannte kriminelle Handlung, die trotz hoher Strafen eine für die Exekutive nur schwer kontrollierbare Gefahrenquelle darstellt.
Der philosophische Diskurs, der über die Facebook-Generation und deren Zukunft geführt wird, baut auf zwei entgegengesetzte Meinungen auf. Viele Wissenschaftler definieren die internationale Vernetzung, die die Digitalisierung der Gesellschaft mit sich bringt, als eine wachsende Gefahr für die Stabilität des Miteinanders, andere sehen darin das Potenzial eines modernen Menschen, der fremden Kulturen gegenüber zunehmend toleranter und offener begegnet.
Wissen und Bildung für jeden
Neben den vielen positiven Aspekten der Vernetzung auf zwischenmenschlicher Ebene ergeben sich durch die Digitalisierung der Gesellschaft vor allem im Bereich der Bildung zahlreiche Vorteile. Während es vor der digitalen Revolution ausschließlich Menschen bestimmter Bildungsschichten und Nationalitäten vorbehalten war, relevante Informationen in unterschiedlichen Bereichen wie etwa Gesundheit, Wissenschaft, Kunst oder Kultur zu erhalten, brachte das Internet auf diesem Gebiet eine länderübergreifende Gleichstellung mit sich.
Heute steht es durch den unendlichen Datenstrom im Internet nicht nur in den westlichen Industrienationen, sondern auch in der Dritten Welt immer mehr Menschen offen, sich Wissen anzueignen. Bildungsplattformen wie Wikipedia bringen kurze und bündige Zusammenfassungen von Informationen, die für jedermann verständlich aufbereitet sind. Dadurch können auch Menschen, die keine Möglichkeit zu einer akademischen Ausbildung erhalten, ihr Allgemeinwissen durch etablierte Informationsseiten im Internet erweitern. In den letzten Jahren stellen auch Universitäten und Bildungseinrichtungen zunehmend wissenschaftliche Studienergebnisse, akademische Publikationen und Datenbanken der Bibliotheken online, die der Öffentlichkeit zugänglich sind.
Durch das Internet sind Wissen und Bildung bis zu einem gewissen Grad kein Privileg mehr, sondern ein wesentlicher Bestandteil der modernen Medienwelt. Viele renommierte internationale Universitäten bieten Lehrgänge, die mit akademischem Grad abgeschlossen und berufsbegleitend online absolviert werden können. Diese Gleichstellung der Menschen eröffnet zahllose neue berufliche Perspektiven, die in einer Welt ohne Computer und Internet nicht existierten.
Politische Aufklärung durch internationale Vernetzung
Viele Philosophen und Analytiker betrachten den positiven Stellenwert der sozialen Netzwerke vor allem auf dem Gebiet des internationalen politischen Austausches. Während es in der Zeit vor Facebook, Twitter & Co. ausschließlich von der journalistischen Arbeit abhing, inwieweit Menschen über politische und soziale Missstände in fremden Ländern aufgeklärt werden, findet dank der Digitalisierung der Gesellschaft heute über soziale Netzwerke ein internationaler Austausch der Menschen statt. Authentische Berichterstattung geschieht nicht mehr ausschließlich durch Journalisten und Reporter, sondern zunehmend durch Menschen, die als Zeugen Foto- und Videomaterial sowie Blogging-Nachrichten online stellen und dadurch ein unverfälschtes, subjektiv erfahrenes Bild der Tatsachen zeichnen. Auch wenn viele dieser Informationen schockieren oder aufregen, sind Menschen heute im Vergleich zur Vergangenheit in der Lage, sich durch den ständig aktualisierten Strom an Informationen ihre eigene politische Meinung zu bilden und internationale Zusammenhänge besser zu begreifen.
Berufliche Schattenseiten des Internets
Auf wirtschaftlicher Ebene bringt diese Entwicklung nicht nur Positives, obwohl sich durch das Internet auch ständig neue Perspektiven und Chancen für Unternehmer ergeben. In vielen beruflichen Sektoren bringt die Digitalisierung der Gesellschaft für Arbeitnehmer zunehmend ein Klima, in dem Berufsleben und Freizeitgestaltung immer mehr miteinander verschwimmen. Durch Smartphone, iPad und Laptop sind Menschen heute 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche mit dem Internet verbunden. In Zeiten, die auch wirtschaftlich gesehen stark von der Schnelllebigkeit der Digitalisierung geprägt ist, nutzen viele Arbeitnehmer die ständige Verbindung der Menschen mit dem Internet aus und verlangen Erreichbarkeit ihrer Angestellten auch am Wochenende und außerhalb der Arbeitszeiten.
Viele Berufstätige leiden heute unter chronischem Stress, der sich aus der Erwartungshaltung vonseiten der Vorgesetzten ergibt, jederzeit auf Anfragen prompt zu reagieren. In einer Zeit, in der nur Leistung, Performance und schnelle Resultate das wirtschaftliche Überleben eines Unternehmens sichern, ist zu erwarten, dass das Privatleben von Arbeitnehmern durch die Digitalisierung der Gesellschaft zunehmend schwindet und der Anteil der berufstätigen Menschen, die unter Burn-out, Erschöpfungssyndromen und stressbedingten Erkrankungen leiden, auch in Zukunft kontinuierlich zunehmen wird.
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