Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Anzeichen, Symptome, Behandlung

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung, auch unter der Abkürzung NPS bekannt, beschreibt eine tief greifende und andauernde psychische Störung, die mit einem übertrieben emotionalen und launenhaften Wesen einhergeht. Oft wird die narzisstische Persönlichkeitsstörung fälschlicherweise dem normalen Narzissmus gleichgestellt. Dieser Begriff bezieht sich jedoch lediglich auf ein Persönlichkeitsmerkmal beziehungsweise verschiedene Charaktereigenschaften.

Während normale Narzissten ein egoistisches, arrogantes und ihren Mitmenschen gegenüber rücksichtsloses Verhalten an den Tag legen, leiden Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung unter erheblichen Problemen des Selbstwertgefühls, die die Lebensqualität auf vielen Ebenen negativ beeinträchtigen können. Es handelt sich daher um eine pathologische Ausprägung des Narzissmus, die eine gezielte Behandlung notwendig macht.

Die Unterscheidung zwischen „normalem“ und pathologischem Narzissmus ist in der Wissenschaft Gegenstand intensiver Diskussionen. Schon Erich Fromm formulierte 1964 die Theorie vom sogenannten „bösartigen Narzissmus“, die von vielen Psychologen und Psychiatern übernommen, bis heute jedoch nicht wissenschaftlich belegt werden konnte. Der heutig gebräuchliche Begriff der narzisstischen Persönlichkeitsstörung geht auf Heinz Kohut, einen US-amerikanischen Psychiater, zurück.

Schätzungen zufolge ist weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen. In vielen Fällen wird gleichzeitig mit der Erkrankung eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Männer entwickeln deutlich häufiger eine narzisstische Persönlichkeitsstörung als Frauen. Rund drei Viertel aller Patienten, die sich wegen der Erkrankung in Behandlung begeben, sind Männer.

Anzeichen und Symptome der narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Menschen, die unter pathologischem Narzissmus leiden, ist eines gemeinsam: sie besitzen eine übersteigerte Vorstellung von Ihrem eigenen Ich. Dies kann unterschiedliche Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen zur Folge haben. Grundsätzlich erwarten Betroffene, von Ihren Mitmenschen im Privat- und Berufsleben ständig gelobt und bewundert zu werden. Gleichzeitig sind die Patienten nur sehr eingeschränkt oder kaum fähig, die Bedürfnisse und Perspektiven der Menschen ihres sozialen Umfeldes wahrzunehmen und zu richtig zu deuten.

In den meisten Fällen zeigen sich erste Anzeichen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung bereits in der Jugend oder spätestens an der Schwelle zum Erwachsenenalter. Seltener sind die Symptome bereits im Kindesalter so stark ausgeprägt, dass sie von Angehörigen oder Lehrern als solche erkannt werden. Pathologischer Narzissmus kann als derart leichte Form auftreten, dass er von den Mitmenschen des Betroffenen nicht bemerkt wird. In schweren Fällen hingegen können sich hochgradig destruktive Charaktereigenschaften manifestieren, die kriminelle Handlungen zur Folge haben. Trotz der großen Bandbreite an Ausprägungen kann die Erkrankung anhand einiger Persönlichkeitsmerkmale relativ gut diagnostiziert werden.

Krankhafte Narzissten lassen sich vor allem durch ihre auffallend hochmütigen und arroganten Ansichtsweisen erkennen. Sie nehmen sich selbst in einer für andere Menschen völlig unverständlichen Wichtigkeit wahr und verlangen auch Anerkennung, wenn sie keine besonderen Leistungen erbracht oder bestimmte Talente entwickelt haben. Narzissten nehmen sich unabhängig von den eigentlichen Tatsachen als brillante, außergewöhnlich attraktive und grenzenlos erfolgreiche Menschen wahr. Auch Machtfantasien und jeder Grundlage entbehrende Vorstellungen von Liebe sind typische Anzeichen dafür, dass eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegt.

Da sich krankhafte Narzissten als außergewöhnliche und in ihrer Brillanz einzigartige Menschen sehen, sind sie auch der Überzeugung, ausschließlich von hochrangigen und ihrerseits besonderen Mitmenschen erkannt werden zu können. Daher neigen sie dazu, nur mit bedeutenden Persönlichkeiten Kontakte pflegen zu wollen. Im Umgang mit ihren „durchschnittlichen“ Mitmenschen hingegen erwarten sie, dass diese immer auf alle ihre Wünsche und Bedürfnisse bedingungslos eingehen.

In jeder zwischenmenschlichen Beziehung werden krankhafte Narzissten zu Ausbeutern, die andere gezielt dazu einsetzen, um ihre eigenen Ziele zu realisieren. Andererseits sind sie unfähig oder schlichtweg nicht daran interessiert, die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen zu respektieren oder Rücksicht auf deren Gefühle zu nehmen. Auch Neid ist ein im Umgang mit einem krankhaften Narzissten oft auftretendes Problem. Die Betroffenen sind von Neid erfüllt, wenn andere Erfolg haben oder für ihr attraktives Aussehen Anerkennung erhalten. Gleichzeitig sind sie in vielen Situationen auch der falschen Überzeugung, alle Mitmenschen wären aufgrund ihrer eigenen Brillanz auf sie neidisch.

Damit die psychische Erkrankung diagnostiziert werden kann, müssen mindestens fünf der oben aufgeführten Kriterien zutreffen. Allerdings sprechen sich viele Psychologen und Psychiater dafür aus, dass Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nicht nur durch fehlende Empathie und ein übersteigertes Selbstwertgefühl auffallen beziehungsweise kategorisiert werden können.

Neben dem grundsätzlich dickhäutigen Narzissmus existiert auch ein Subtyp, der durch Verschlossenheit, Verletzlichkeit und Überempfindlichkeit gekennzeichnet ist. Aufgrund der introvertierten und dadurch unauffälligen Ausprägung kann diese Art der Störung kaum diagnostiziert werden. Beiden Typen sind jedoch die wissenschaftlich bewiesene hohe Ich-Bezogenheit sowie die übersteigerten Ansprüche an das eigene Ich gemeinsam.

Behandlungsmöglichkeiten und Prognose

In den wenigsten Fällen nehmen Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung von sich aus professionelle Hilfe in Anspruch, da sie selbst keinerlei Bewusstsein für ihr krankhaftes Verhalten haben. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich die Patienten als etwas Besonderes erachten, was die Behandlung erheblich erschwert. Eine gezielte Therapie setzt voraus, dass die Betroffenen das übersteigerte und verzerrte Selbstbild kritisch hinterfragen – und dies liegt nicht in der Natur eines krankhaften Narzissten.

In vielen Fällen entschließen sich die Betroffenen erst dann zu einer Therapie, wenn sie an zusätzlichen psychischen Störungen wie etwa einer schweren Depression leiden oder in einer Lebenskrise stecken. Nur im Falle von Depressionen kann eine Behandlung mit Psychopharmaka eine deutliche Besserung des Seelenzustands erwirken. In der Regel bleibt die Einnahme von Arzneimitteln in der Therapie einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung wirkungslos. Nur durch eine über einen längeren Zeitraum stattfindende Psychotherapie kann eine Besserung des psychischen Zustands der Betroffenen erzielt werden.

Selbst wenn der wichtige Schritt in die Behandlung bereits erfolgt ist, ist der Therapeut oft mit erheblichen Problemen konfrontiert. Pathologischer Narzissmus führt, wie oben bereits erwähnt, zu der fälschlichen Annahme, besonders und einzigartig zu sein. Viele Patienten erwarten daher auch, Anspruch auf eine besondere Art der Betreuung zu haben. Im Umgang mit dem behandelnden Therapeuten zeigen Narzissten oft ein ständig verändertes Verhalten, das erschwerend hinzukommt.

Während die Patienten ihren Therapeuten in manchen Situationen idealisieren oder bewundern, legen sie in anderen Momenten plötzlich ein neiderfülltes oder abwertendes Verhalten an den Tag. Viele Narzissten versuchen zudem, ihr Gegenüber gezielt zu manipulieren, da sie einen untrüglichen Instinkt für dessen Schwächen besitzen. Der behandelnde Arzt oder Therapeut muss daher einerseits klare Umgangsregeln und Grenzen festlegen, andererseits die persönlichen Bedürfnisse des Patienten erkennen und miteinbeziehen.

Eine erfolgreiche Therapie der narzisstischen Persönlichkeitsstörung erfordert eine umfassende Erfahrung und ein außergewöhnliches Feingefühl des Therapeuten. Ziel ist es, beim Patienten den Horizont des Bewusstseins auf mehreren Ebenen zu erweitern. Da die tiefenpsychologisch-fundierte beziehungsweise psychoanalytische Therapie Konfrontationen mit den eigenen Abwehrmechanismen des Patienten als Ursachen der Selbstüberschätzung in den Mittelpunkt stellt, führt dieser Behandlungsansatz in der Regel zu einem vorzeitigen Abbruch.

Eine Behandlungsform, die sich in vielen Fällen erfolgreich bewährt und zu einer Heilung der Störung führen kann, ist die kognitive Verhaltenstherapie. Im Rahmen dieser Therapiemethode erfährt der Betroffene von einem einfühlsamen Gegenüber auch Wertschätzung, wenn er sich abwertend oder idealisierend verhält. Neigt der Patient dazu, die Beziehung zu seinem Therapeuten ständig zu hinterfragen oder zu verändern, kann eine Gruppentherapie eine sinnvolle Alternative sein. In jedem Fall gilt: Nur eine tragfähige Beziehung zwischen Therapeut und seinem narzisstischen Patienten, die keinerlei moralische Bewertung zulässt, gibt Hoffnung auf Heilung der Erkrankung. Sie ermöglicht, Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften des Narzissten Schritt für Schritt herauszuarbeiten und zu verändern.

Die für die Persönlichkeitsstörung typischen Denkmuster werden allmählich durch das Bewusstsein verdrängt, dass Kritik nicht zwangsläufig negativ ist. Das Schwarz-Weiß-Denken, das Narzissten die Eigenheit verleiht, sich und Mitmenschen abwechselnd als brillant und wertlos zu erachten, wird im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie durch eine komplexere Sichtweise ersetzt. Auch das Einfühlungsvermögen, das Narzissten abgeht, kann durch diese Therapieform trainiert werden. Vor allem Rollenspiele, die mit Videofeedback verständlich und analysierbar gemacht werden, haben sich in diesem Zusammenhang erfolgreich bewährt. Die Patienten lernen dadurch, in welchem Ausmaß ihr egozentrisches, verletzendes und emotionsloses Verhalten den Mitmenschen schadet.

Mit einem einfühlsamen Therapeuten an seiner Seite kann ein Narzisst nach und nach einen feinfühligeren Umgang mit dem sozialen Umfeld etablieren und dadurch die Grundvoraussetzungen für ein Leben ohne Konflikte und gesellschaftliche Isolation schaffen.

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