Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung beschreibt die pathologische Form des Narzissmus, die mit einem übersteigerten Gefühl der eigenen Wichtigkeit, Größenwahn sowie mit verschiedenen Unfähigkeiten und Einschränkungen im normalen sozialen Verhalten einhergeht. Sie wird zum Formenkreis der antisozialen beziehungsweise dissozialen Persönlichkeitsstörungen gerechnet und führt dazu, dass die Betroffenen ihre Umwelt auf verzerrte und realitätsferne Weise wahrnehmen.
Menschen, die unter diesem Störungsbild im Cluster B leiden, versuchen, eine gestörte Beziehung zur eigenen Persönlichkeit durch die ständige Bewunderung ihres sozialen Umfelds auszugleichen. Sie werden gemeinhin als egozentrisch, emotional kalt und leer sowie als ausbeuterisch beschrieben. Die psychiatrische Störung kann sich jedoch in vielen anderen Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten manifestieren. Wissenschaftler bringen dieses Störungsbild in erster Linie mit Erlebnissen in der frühen Kindheit und einem fehlerhaften Erziehungsstil durch die Eltern in Zusammenhang.
Erziehungsfehler als wichtigste Ursachen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Psychologen sind sich darüber einig, dass krankhafter Narzissmus seinen Ursprung in der frühen Kindheit und in der Beziehung zu den Eltern, insbesondere der Mutter hat. Die Zwillingsforschung hat ergeben, dass bei der Entstehung dieses psychischen Störungsbildes auch genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Allerdings kann eine erbliche Veranlagung nie als einziger Auslöser der Störung definiert werden.
Die familiären Verhältnisse sind für die gesunde psychische Entwicklung eines Kindes in den ersten Lebensjahren entscheidend. Menschen, die an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, haben in der frühen Kindheit eine Einwirkung vonseiten ihrer Eltern erfahren, die zu einer eingeschränkten oder negativ beeinträchtigten Entwicklung der Individualität und des Selbstwertgefühls geführt haben. Dies hat zur Folge, dass die betroffenen Kinder bestimmte Bedürfnisse entweder unterdrücken mussten oder in einer ungehemmten Weise ausleben konnten, da die elterliche Erziehung keine Grenzen setzte. Als Folge haben sie als Erwachsene nicht die Fähigkeit erlernt, ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle intuitiv zu verstehen und einer Situation angemessen zu zeigen oder durchzusetzen.
Vernachlässigung und elterliche Distanz als Ursachen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Die meisten Menschen, die unter diesem Störungsbild leiden, haben in ihrer frühen Kindheit zu wenig Beachtung oder Anerkennung durch die Mutter erfahren. Gerade die ersten Lebensmonate sind in diesem Zusammenhang prägend, denn jeder Säugling hat das natürliche Bedürfnis, von seiner Mutter bedingungslos geliebt zu werden und unentwegt deren körperliche Nähe zu spüren. Wird dieses Grundbedürfnis nicht erfüllt oder ist es an bestimmte Forderungen geknüpft, beginnt das Kind, sich an den Erwartungen der Bezugspersonen zu orientieren, was zu einer Abspaltung und Verdrängung der eigenen Empfindungen führt.
In der weiteren Entwicklung muss zunehmend eine ständige Bestätigung durch die Außenwelt die mangelnde Zuwendung vonseiten der Mutter oder einer anderen Bezugsperson ersetzen. Auch Kinder, die von ihren Eltern ständig kritisiert oder maßgeregelt werden, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, im späteren Leben narzisstische Störungen zu entwickeln, da sie keine Gelegenheit bekommen, sich gemäß ihrer eigenen Anlagen entwickeln und positiv erleben zu können.
Eine überbehütete Kindheit als Auslöser für krankhaften Narzissmus
Dem gestörten Selbstbild, das aus einer Ablehnung oder Vernachlässigung durch die Eltern resultiert, steht jenem gegenüber, das sich aus Verwöhnung und übertriebener Bewunderung in der Kindheit entwickelt und ebenfalls eine narzisstische Persönlichkeitsstörung auslösen kann. Viele Menschen, die unter diesem Krankheitsbild leiden, wachsen mit einer überdominanten alleinerziehenden Mutter oder in einer problematischen Beziehung der Eltern auf, in denen sie von einem Elternteil überbeansprucht werden. Kinder, die von den Eltern ständig eine übertriebene Zuwendung und Liebe erfahren und von jeglichen Problemsituationen konsequent ferngehalten werden, sind ebenfalls mit Einschränkungen in der normalen Entwicklung konfrontiert.
Werden Bewunderung und Bevorzugung lebensbestimmende Faktoren, lernen Kinder nicht, Niederlagen im Alltag, in der Schule oder in zwischenmenschlichen Beziehungen zu ertragen. Sie entwickeln sich zu Erwachsenen, die Probleme nicht als Herausforderungen ansehen können, sondern völlig hilflos sind, wenn sie Lösungen finden und Kompromisse eingehen sollen. Die Rolle als wichtigste Figur im Leben der Eltern führt oft dazu, dass das Kind sein Verhalten nicht spiegeln kann, keine soziale Resonanz erfährt und auch nicht lernt, sich respektvoll und einer Situation angemessen zu verhalten. Folglich kann es als Erwachsener auch keinen Respekt anderen Menschen gegenüber entwickeln und fühlt sich im sozialen Umgang ständig überlegen. Da dieses gestörte Selbstbild jedoch keineswegs der Realität entspricht, führt es bei den Betroffenen zu erheblichen Problemen in Beziehungen jeder Art und in weiterer Folge zu sozialer Isolation.
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