Angst und ihre Auswirkungen
Jeder Mensch kennt sie: die „Richtige“ und die unbegründete Angst. Sie ist ein ureigener Affekt und betrifft Menschen jeden Alters sowie die Tiere. Ohne Angst würde die Hemmschwelle zum Risiko negiert und die Gefahren im menschlichen und auch im tierischen Leben nicht realistisch erkannt werden. Angst hat nichts mit Feigheit oder Charakterschwäche zu tun. Sie gleicht einer Schutzfunktion gegen Leichtsinn und bewahrt vor Bedrohungen. Dabei spielen sich psychische und physische Vorgänge ab.
Spürbare Auswirkungen bei Verängstigten sind beispielsweise Magen- und Darmstörungen, Druckgefühl in der Kehle und im Brustkorb sowie ein erhöhter Puls. Äußerlich erkennbare Veränderungen können entsetzter Gesichtsausdruck, vergrößerte Pupillen, starrer Blick und Schweißperlen auf der Stirn sein. Die „Chemie“ des Körpers verändert sich. Davon betroffen sind die Blutzuckerwerte, der Hormonspiegel und in größerem Umfang das vegetative Nervensystem. Muskeln, Blut und andere Körpersäfte reagieren auf Angstzustände. Angst kann „lähmen“ und den Organismus auf Dauer schädigen, wenn intensive oder chronische Ängste auf den Menschen einwirken.
Unter krankhaften Angstzuständen wird in unterschiedliche Formen unterschieden:
- Generalisierte Angst
- Panik- und Zwangsstörung
- Verschiedene Arten der Phobien (soziale Phobie)
Furcht hingegen ist objektbezogen. Der Mensch befürchtet eine schwere Krankheit zu bekommen oder den Verlust eines geliebten Menschen.
Was ist diffuse Angst?
Diffus (lateinisch diffundere.) heißt übersetzt: ausbreiten.
Der Begriff „diffus“ wird mit mehreren Synonymen, wie unklar, verschwommen, nebulös, vage, konturlos oder ungenau definiert, die im Sprachgebrauch verschiedene Zustände beschreiben – beispielsweise „diffuses Licht“.
Zu den Synonymgruppen gehören Bedeutungen wie:
- Chaotisch
- Unscharf
- Undeutlich
- Verworren
- Unerklärlich
- Ohne feste Grenzen
Die diffuse Angst ist eine psychische Störung, die jeden Menschen treffen kann. Im Gegensatz zur Furcht, die auf eine konkrete Gefahrensituation fokussiert ist (plötzliche Konfrontation mit Wildschweinen im Wald) und nach der Gefahr wieder abklingt – ist diese spezifische Form der Angst ein andauerndes Unwohlsein. Die Missempfindung entsteht bereits in der Erwartung einer möglichen Gefahr. Schon bei dem Gedanken, abends durch den dunklen Wald zu gehen und möglicherweise auf Wildschweine, Wölfe oder Räuber zu treffen, treibt es manchen den Angstschweiß aus den Poren. Diffuse Angst ist nicht auf eine lokale Situation oder Person bezogen. Aufgrund ihrer „schwammigen“ und nicht festzulegenden Grenze lässt sie sich nur schwer feststellen, definieren und von der realen, „richtigen“ Angst unterscheiden.
Ursachen und Auslöser für unbegründete Angst
Angst befällt den Menschen, ohne dass er sich eigentlich dessen bewusst ist, wovor er Angst hat. An und für sich ist sie gegenstandslos. Die Voraussetzungen dafür werden oft im Kindesalter geschaffen. Bedrückende Erinnerungen an das „Verlaufen in einer fremden Umgebung“, „eingesperrt gewesen zu sein“, abends „allein gelassen“ sowie traumatische Erlebnisse legen manchen Grundstein für eine diffuse Angst im Erwachsenenalter. Seltenere Ursachen sind genetisch bedingte.
Risikofaktoren
In einer gesunden Gesellschaft, in der soziale Geborgenheit, Existenzsicherheit und Frieden herrschen, hat die diffuse Angst geringeren Nährboden als in armen Regionen unserer Welt. Flüchtlinge werden ein hohes Maß an Ängsten haben – bis zur Panik. Jeder Mensch hat seine eigene Lebensgeschichte, Charakterstruktur, Stärken und Schwächen. Besonders anfällig für begründete oder auch unbegründete Angst sind solche, die inmitten ungelöster Konflikte stehen. Das betrifft beispielsweise das persönliche Umfeld (Trennung, Sorgerecht für das Kind) oder auch finanzielle Sorgen, die Krankheiten begünstigen können.
Die Angst ist ein zentrales Problem von Neurosen. Menschen, die neurotisch veranlagt sind, neigen stärker zur Verbreitung von Ängsten als Gesunde. Etwa zehn Prozent der Deutschen leiden unter Angststörungen. Davon sind doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen.
Diffuse Angst – Formen und Auswirkungen
Starke Angststörungen können sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten. Was sich die „Großen“ in den meisten Fällen rational erklären können, ist Kindern (noch) nicht möglich. Die Ratlosigkeit bei den „Kleinen“ führt oft zu diffusen Ängsten. Vor allem dann, wenn Kinder mit ihren Sorgen und Problemen allein gelassen oder nicht ernst genommen werden. Angst vor Liebesentzug der Eltern oder Familienangehörige bringt Kinder oft auf herzzerreisende Ideen.
Angstformen können sein:
- Verlustängste (Scheidung der Eltern, Freunde verlieren)
- Angst zu versagen (hohe Erwartungshaltung nicht erfüllen können)
- Prüfungsangst
- Separationsangst („Loslassen“ vom sicheren Elternhaus)
- Soziale Phobie (Angst vor Kontakten zu Gleichaltrigen oder anderen Menschen)
Andauernd Angst zu haben, die sich nicht auf bestimmte Ereignisse oder Bedingungen beschränkt, wird als generalisierte Angststörung bezeichnet. Diffuse Angst muss ernst genommen werden, auch wenn sie meist „nur alltägliche Probleme“ betreffen. Sie ist eine natürliche Reaktion auf unbekannte Bedrohungen. Der Mensch fühlt sich beunruhigt, ohne genau zu wissen, warum und wovor.
Die „Angst-Grade“ sind verschieden. Sie reichen von der gelegentlichen „frei flottierenden“ Ängstlichkeit bis zum erdrückenden Angstanfall mit Todesangst. Eine ernst zu nehmende Auswirkung ist die Selbstisolation.
Symptome und Probleme durch unbegründete Angst
Sie zeigt sich in verschiedenen Symptomen:
- Magenschmerzen
- Herzrasen
- Schwitzen
- Zittern
- Reizbarkeit
- Atemnot
- Konzentrationsschwäche
Diese Auswirkungen fördern zusätzliche, ängstigende Gedanken (es könnte ja eine schlimme Krankheit dahinter stecken) und führen oft zu unüberlegten Handlungen. Ein Teufelskreis. Angstsymptome ähneln den Anzeichen wie bei einem Herzanfall. Der Blutdruck steigt, das Herz rast, das Atmen wird schwerer und Schwindelgefühl kann eintreten. Derartige Angst- oder Panikattacken treten plötzlich und sehr heftig auf. Auslöser dafür kann ein Todesfall, enorme Stresssituation oder die eigene Scheidung sein.
Problematisch wird die diffuse Angst dann, wenn sie länger andauert oder bereits die Gesundheit ernsthaft beeinträchtigt hat. Schlafstörungen, verstärkter Konsum von Lebensmitteln, Medikamenten oder Alkohol verstärken den beängstigenden Zustand.
Angst hemmt die Kommunikationsfreudigkeit, Persönlichkeitsentwicklung, Leistungsstärke und insgesamt die Lebensfreude.
Was tun? Behandlung bei ernsthaften Angststörungen
Um Ängste zu überwinden, muss die Ursache, die angsterzeugenden Faktoren erkannt werden. Die Fähigkeit, dass der Betroffene selbst aktiv wird und sich seiner Angst stellt, ist ein erster Schritt – eine zielgerichtete Veränderung der Umstände – ein weiterer. Das Bewusstwerden, nicht mehr „Spielball“ der unerklärlichen Angst sein zu wollen bündelt Kräfte und schafft Energie für Überwindung der Angst.
Menschen mit diffusen Ängsten oder Phobien sind in den meisten Fällen nur selten „echten“, ernsten Bedrohungen ausgesetzt. Oftmals verschwinden sogar die Symptome, wenn ein „Ernstfall“ eintritt. Hält eine unbegründete Angst länger als ein halbes Jahr an, ist es eine generalisierte Angststörung, die behandelt werden sollte.
Spezielle Kurse (zum Beispiel gegen die Flug- oder Platzangst), autogenes Training, Entspannungsverfahren und die Stärkung innerhalb sozialer Strukturen helfen vielen Betroffenen.
Mit “Anti-Angst-Medikamenten“ (Benzodiazepine) oder Antidepressiva kann der belastende Zustand gedämpft werden. Diese chemischen Substanzen, die mehr die Symptome behandeln als die Ursachen bekämpfen, sollten nicht priorisiert werden. Vielmehr ist eine psychotherapeutische Behandlung unter fachkundiger Betreuung die Hilfe zur Selbsthilfe.
Eine gute Prophylaxe ist ein erfülltes Leben. Derjenige Mensch, der seine Zeit mit sinnvollen Tätigkeiten, sportlicher Betätigung, ehrenamtlichen Aufgaben in seiner Freizeit beschäftigt und gesellschaftlich sowie beruflich aktiv ist, wird weniger Angst haben. Seine Persönlichkeit strahlt Selbstvertrauen, das Streben nach lohnenswerten Zielen und die Freude über Erfolgserlebnisse aus.
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