Der Mensch – ein „Sensibelchen“
Der Mensch besteht aus Körper (Physis), Seele (Psyche) und Geist. Ein Gesunder verfügt über fünf funktionierende Sinne:
- Fühlen (Tastsinn)
- Riechen (Geruchssinn)
- Schmecken
- Hören
- Sehen
Scherzhaft wird oft der „Eigensinn“ benannt, ist aber in diesem Thema nicht relevant. Mit diesen „Sinnes-Gaben“ ausgestattet, nimmt jeder früher oder später Empfindungen von außen wahr und entwickelt eine gewisse Sensibilität gegenüber verschiedenen Reizen. Dabei unterscheidet sich die Wahrnehmung bei einem Säugling anders als beim Erwachsenen. Ein kleines Kind ist im wahrsten Sinne „zartbesaitet“, denn die körperliche Robustheit entwickelt sich erst in den folgenden Jahren. Das Ohr (Mittel- und Innenohr) beispielsweise ist erst ab dem sechsten Lebensjahr voll ausgebildet. Laute Geräusche, die zum Beispiel ein Föhn oder eine Bohrmaschine verursachen, erschrecken nicht nur die Kleinen, sondern sie empfinden es im Vergleich zu Erwachsenen wie das Starten eines Düsenjets. So wie sich die Sensibilisierung der Hörfähigkeit entwickelt, nehmen auch im Laufe des Lebens die anderen physischen Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Empfindung in einem gesunden Maße zu.
Nervenbahnen als Reizleiter und die Nervenendigungen auf dem gesamten Körper kommen Sensoren gleich. Blinde Menschen entwickeln eine verstärkte Sensibilität über die restlichen Sinne, sodass sie mit den Händen und den Ohren „sehen“. Ihre feinen Tastempfindungen werden auch epikritische Sensibilität bezeichnet.
Das gesamte Sensibilitäts-System wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Dazu zählen:
- Ort und Art der Reize (Temperatur, Druck, Schmerz)
- Wahrnehmung durch die Haut
- Reaktion der inneren Organe
- Körperliche Resonanz
Dabei wird die Informationsverarbeitung im Gehirn, in den Nervenzellen, Nervenenden sowie im Körper individuell verschieden sein.
Die sensible Wahrnehmung hat nicht nur physische Auswirkungen (Anspannung der Muskeln oder ein erhöhter Puls), sondern es steht im kausalen Zusammenhang mit der Psyche.
Ein empfindsamer Mensch reflektiert nicht nur sich selbst, sondern er übt Empathie zu anderen Lebewesen.
Hochsensibel – was ist das?
Hochsensibilität ist keine Krankheit. Auch kein Makel des Betreffenden, der sich anders fühlt als viele anderen Menschen. Die Vielfalt der Reize nimmt ein hochsensibler Mensch verstärkt wahr, sodass er mit der Informationsflut und den Wahrnehmungen schnell überfordert ist. Mediziner sprechen von einer Highly Sensitive Person (HSP), die zu einem Fünftel der Weltbevölkerung zählt, die mit solch einer feinen „Sensorik“ ausgestattet sind.
Was dem „normal“ Empfindenden in Alltagssituationen unberührt oder „kalt“ lässt, kann ein Hochsensibler nicht mit der gewissen „dicken Haut“ kompensieren, weil er sie nicht hat.
Wie macht sich Hochsensibilität bei Betreffenden bemerkbar?
Die Sinneswahrnehmungen (Geräusche, Akustik, Gerüche, optische Eindrücke, Emotionen) werden von ihm:
- Eingehender
- Komplexer
- Tiefgründiger
- Mitfühlender
- Intensiver
- Länger anhaltend
empfunden. Die Verarbeitung bedeutet ihm oft Stress und eine Belastung. Nicht jeder versteht seine Empfindungen und seine Verhaltensweisen, wenn er sich lieber in die Stille zurückzieht. Lärm, Hektik, Reiz- und Informationsüberflutung kosten einem hochsensiblen empfindsamen Menschen besondere Kraft. Oft ist sein seelisches Empfinden stark ausgeprägt und es fällt ihm schwer, sich auf Belastendes hinweg- oder „darauf zu setzen“. Hinzu kommt, dass die Schmerzgrenze niedriger ist als bei „nur sensiblen“ Menschen.
Das Spektrum der Hochsensibilität ist sehr breit gefächert und es ist für das Umfeld der sozialen Kontakte und auch für Ärzte nicht immer einfach, objektiv einen Betroffenen einzuschätzen. Wenn die Überreizung bei Kindern mit ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktiv-Syndrom) in Verbindung steht, kann das zur großen Belastung der gesamten Familie führen. Die emotionale Belastungskurve gleicht einer „Achterbahn“.
Empfindsam oder empfindlich zu sein, ist ein Unterschied. Das Einfühlungsvermögen in die Gefühle anderer ist bei Hochsensiblen sehr stark ausgeprägt. Sie leiden mit anderen Menschen so intensiv, dass ihr Empathieverhalten bis zu körperlichen Schmerzen führen kann.
Bereits Kinder im Vorschulalter sind vor Hochsensibilität nicht ausgeschlossen. Eltern sollten in ihren Beobachtungen besonders „sensibel“ sein und ihr Kind nicht zusätzlich unter Druck setzen, wenn es sich von anderen lärmenden oder wild spielenden Kindern zurückzieht.
Welche Erscheinungsformen gibt es?
Die Hochsensibilität äußerst sich im
- Emotionalen
- Psychischen
- Sensorischen
Bereich. Die starken Empfindungen und Gefühle, die hohe „emotionale Intelligenz“ berührt alle Lebensbereiche eines hochsensiblen Menschen: im Beruf, in der Familie und Partnerschaft (Sexualität).
Merkmale und Charaktereigenschaften von hochsensiblen Menschen
Sie haben in der Regel nicht nur „feine“ Ohren, eine „empfindliche“ Nase und „aufmerksame“ Augen – sie haben auch ein ausgeprägtes Gespür und seelisches „Antennensystem“ für die Mitmenschen. Sich in andere hineinzuversetzen, ist nicht jedem gegeben. Das besondere Merkmal kommt einer Begabung gleich. Ihr Perfektionismus in detaillierten Wahrnehmungen, im Beobachten, Hören, Empfinden und Denken – ihrer Sinnesorgane überhaupt – kann sich segensreich im Beruf auswirken, wie zum Beispiel in der Osteopathie oder in sozialen Berufen. Es kann aber auch eine Last bedeuten, da sie nie „leicht“ durchs Leben gehen. Selbst ein Musikerleben, das „unter die Haut geht“, kann – statt zur Freude – zur Qual werden. Die Hochsensibilität ist eine Charaktereigenschaft an sich.
Zu den wesentlichen Charaktereigenschaften zählen:
- Hochgradige Feinwahrnehmung der Befindlichkeiten und Stimmungen bei anderen
- Emotionale Beeinflussbarkeit und deutliche Stimmungsschwankungen
- Hohe Empfindlichkeit für Schmerzen (physisch und psychisch)
- Gutes Langzeitgedächtnis
- Vielseitigkeit und Kreativität
- Nachhaltigkeit des Erlebten (positiv und negativ)
- Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
- Großes Harmoniebedürfnis
- Akribische Arbeitsweise
Hochsensible Menschen haben in den meisten Fällen einen hohen Intelligenzgrad. Durch die permanente „Gratwanderung“ zur Überforderung von Körper, Seele und Geist sind sie allerdings schnell überreizt und für Krankheiten, wie Erkältungen, Gastritis, Auswirkungen durch psychosomatische Ursachen bis zum Burn-out empfänglich.
In einem bekannten Songtext bringt Peter Cornelius treffend zum Ausdruck:
„Empfindsame Menschen haben’s schwer,
denn sie zeigen ihre Seele offen her,
ob sie wollen oder nicht,
es verrät sie ihr Gesicht so sehr.
Empfindsame Menschen haben’s schwer,
weil sie immer alles fühl’n, alles spür’n,
weil es tausend Dinge gibt,
die sie erschüttern, aber and’re nicht berühr’n.
Ein Diamant verbrennt,
genau wie ein empfindsamer Mensch.
Ein Kieselstein übersteht,
woran der Diamant zugrunde geht.
Und wer das weiß,
der müsste uns versteh’n.“
Unterstützung für hochsensible Menschen bei der Partnersuche
Bei Gleichklang.de* gibt es eine spezielle HSP-Community in der hochsensible Menschen Partner und Freunde finden können.
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